Wichtige Informationen zu den anstehenden Karate-Prüfungen
- Zanshin Karate Berlin
- 2. Juni 2022
- 3 Min. Lesezeit
Wie wahrscheinlich alle schon bemerkt haben, bin ich extrem leidenschaftlich, was Karate angeht. Karate habe ich zuerst von meinem Vater gelernt und bringe das auch meinen Kindern bei. Karate ist eine Lebensphilosophie, die mittels körperlicher Ertüchtigung erlebt wird. Es ist nicht nur Sport, Selbstverteidigung, Spaß, soziale Interaktionen. Es ist all dies und noch mehr. Das begleitet mich seit meinem sechsten Lebensjahr und deswegen nehme ich Karate auch ganz ernst.
Ja, der Unterricht muss mir und den Schüler/innen Spaß machen. Und das tut es auch. Es gibt keinen Druck und jeder schreitet voran, wie er/sie es halt kann. Nicht alle werden “gut” sein im Sinne von Meister werden oder akrobatischen Leistungen. In der Gruppe 6-9 z.B. sind die Kinder kognitiv nicht so weit, um viele Sachen umzusetzen. In der ü50 Gruppe wiederum sind nicht alle physisch in der Lage, manche Sachen umzusetzen. Und das ist egal. Das berücksichtige ich natürlich. Karate ist eine individuelle Reise, bei der wir uns bemühen, jeden Tag besser zu als im vergangenen Tag zu werden.
Was die Prüfungen angeht, wird allerdings nichts geschenkt. Weder kleinen Kindern noch älteren Menschen. In manchen Schulen dürfen alle zu Prüfungen antreten und jeder besteht sie, solange die Gebühr bezahlt ist. Bei mir nicht. Nicht unbedingt die Qualität der Techniken, sondern auch die Mühe und die Ernsthaftigkeit des Trainings müssen meiner Meinung nach belohnt werden. Und Kinder haben ein ausgeprägtes Gefühl für Ungerechtes wenn sie das erleben (fragt mich irgendwann nach meiner Prüfung zum 4. Kyu…).
Wir haben Schüler/innen, die im selben Zeitraum 6 oder 18 Mal im Unterricht waren. Diejenigen, die dieses Jahr nur 6 Mal beim Training waren, machen keine Prüfung, auch wenn sie extrem gute Techniken zeigen können. Da ist die Motivation, häufiger zum Training zu kommen und es nicht aus irgendwelchem Grund ausfallen zu lassen, wenn man Fortschritte machen will. Nicht nur im Karate, sondern auch im Leben sind Beständigkeit und Disziplin wichtige Tugende. Für diejenigen, die 18 Mal beim Training waren, wäre eben keine Motivation mehr da, bei allem mitzumachen, wenn der Nachbar das gleiche mit einem drittel der Mühe erreicht. Bitte habt Verständnis, wenn das euer Kind betrifft.
Bei der Prüfung gilt dasselbe. Das Prüfungsprogramm ist ein Minimum. Techniken werden auch nach Anwendung und Wirkung geprüft. Das gilt vor allem bei Katas, weil sie nicht als Tanz auswendig gelernt werden sollten, sondern als Werkzeuge der Selbstverteidigung.
Und warum braucht man Prüfungen überhaupt? Als ich endlich meine Aufforderung zur Schwarzgurtprüfung erhalten habe, hat mein Papa aus der Ferne (er wohnt in Brasilien und ich seit fast 20 Jahren in Deutschland) gesagt: “Mein Sohn, wir werden jeden Tag geprüft. Ein Lehrer weiß, was seine Schüler können. Wenn dein Trainer dich zur Prüfung schickt, heißt es, dass du schon soweit bist. Die Prüfung ist eine Formalität. Aber eine wichtige Formalität.”
Nach unserem Verständnis ist eine Gürtelprüfung eine künstlich geschaffene Stresssituation (sowie Wettkämpfe), weil dein Karate erst gut ist, wenn es auch unter Druck funktioniert. Das ist wichtig sowohl für den geistigen als auch für den Selbstverteidigungsaspekt von Karate.
Das heißt, ich schicke keinen zu einer Prüfung, der nicht so weit ist. Allerdings kann es sein, dass an dem Tag vieles nicht funktioniert und man bei der Prüfung durchfällt. In dem Fall werden wir einen Nachprüfungstermin vereinbaren und daran arbeiten. Man muss im Karate auch lernen, nach einem Niederschlag wieder aufzustehen, und dann doch siegen.
Ich beantworte sehr gern alle Fragen, die ihr eventuell zu den Prüfungen habt.
Liebe Grüße,
Felipe
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